Nach unserer Rueckkehr aus dem Heiligen Tal der Inka verbrachten wir einen weiteren Tag in Cusco. Langsam wurde uns der Touristentrubel aber zuviel und wir sehnten uns nach Ruhe und Abgeschiedenheit. Zwei Tage und zwei Busfahrten spaeter waren wir am Titicaca-See angekommen und ueberschritten bei Yunguyo die Grenze nach Bolivien.
Im Gegensatz zum Grenzuebertritt nach Peru verlief die Einreise nach Bolivien ohne Probleme. Interessant war lediglich ein kleines Detail, was uns einiges ueber die Aussenpolitik Boliviens unter Evo Morales verriet:
In der kleinen Huette der bolivianischen Einwanderungsbehoerde gibt es seit einiger Zeit zwei Schreibtische. An dem einen bekommen alle EU-Buerger, Kanadier, etc. absolut problemlos einen Einreisestempel fuer ein kostenloses Touristenvisum in ihren Reisepass. Der andere Schreibtisch ist Buergern aus den Vereinigten Staaten vorbehalten, die hier recht umstaendlich ihr Visum beantragen muessen - und dafuer 100 US-Dollar zahlen.
Von dem Kuestendoerfchen Copacabana unweit der bolivianischen Seite der Grenze setzten wir mit einem Boot auf die eineinhalb Stunden entfernte Isla del Sol ueber. Hier wurde einem Inkamythos zufolge der Inkagott geboren, dessen Kinder die ersten Herrscher des Inkareichs waren. Historisch ist an dieser Geschichte wohl nicht sonderlich viel dran. Man begreift aber unmittelbar nach Landung auf der etwa 10km langen Insel, dass dies kein gewoehnlicher Ort ist.
Der Titicacasee liegt 3.800 Meter ueber dem Meeresspiegel und ist damit der hoechste schiffbare See der Erde. Sein Wasser erstrahlt in einem Blau, das sich kaum von dem des stets wolkenlosen Himmels unterscheiden laesst. Es kommt einem fast so vor, als sei der Himmel nach unten gewandert und man blicke von oben auf die Welt hinunter. Wie eine Oase erhebt sich die Sonneninsel aus dem undurchdringbaren Blau. Am Horizont ragen die majestaetisch thronenden, schneebedeckten Gipfel der Cordillera Real in den Himmel, die die Luft ueber dem Sueden des Sees mit einem eisigen weissen Schleier ueberziehen. Die Haenge der huegligen Insel zieren Huetten mit Strohdaechern und Baeume, deren Gruen das sie umgebende Blau in einen irrealen Kontrast setzt. Ueberall laufen Schweine und Esel umher, die Leute gruessen freundlich und an manch mediterran-anmutenden Sandstrand fangen froehliche Kinder Fische.
In der Nacht offenbaren sich dann Millionen von Sternen, durch deren Mitte sich das verschwommene Weiss der Milchstrasse zieht. An einer Stelle konnte ich sogar das Zentrum unserer Galaxie erahnen und fuer ein paar Minuten lang war ich wieder Kind und Astrophysiker, begierig mehr zu wissen ueber das Chaos da draussen, in dem schwarze Loecher Gase umherwirbeln und unsichtbares Licht die Kunde von Sternengeburten ueberbringt.
Blick von der Hostalterasse auf den Sonnenuntergang
Auf der Insel selbst sind die K. und ich auf der Suche nach einem guenstigen Hostal bis auf den hoechsten Punkt gestiegen, was mit unseren schweren Rucksaecken eine ziemliche Tortur war. Schliesslich haben wir aber das Hostal Templo del Sol gefunden, das zwar preiswert ist, uns aber jede Minute mit atemberaubenden Aussichten belohnt. Nachdem wir gestern eine achtstuendige Rundwanderung ueber die Insel gemacht haben, wollen wir heute die Sonne und die Ruhe geniessen. Morgen soll es dann in die Hauptsadt La Paz weitergehen, von wo aus wir die Route Richtung Sueden planen wollen. Wir scheinen gerade rechtzeitig gen Sueden aufzubrechen, denn bis gestern machte ein Generalstreik die suedlichen Regionen Boliviens unbereisbar. Das ist Bolivien, wie es leibt und lebt - die Einheimischen sagen nur halb im Scherz, dass man bei jeder Reise durch das Andenland mindestens Opfer eines Streiks wird. Wir hoffen, dass der Generalstreik im Sueden die Statistik waehrend der naechsten Wochen befriedet hat und freuen uns auf mehr kuehle Klarheit in den bolivianischen Anden.
oaaaaaaaaaahhh i wanna be there und ich will auch das zentrum unserer galaxie sehen! nur die donkeys sehen ein bisschen gerupft aus ;) weiterhin viel spaß, klingt alles ganz fantastisch!
AntwortenLöschenDie mussten auch viel tragen auf der Insel! Noch cooler waren die Schweine, hab von denen mal ein Photo in Pisca hochgeladen.
AntwortenLöschenUnd du lern am besten mal Spanisch und tus dem Nico gleich! :)