Freitag, 3. September 2010

Die Salzwueste von Uyuni

Die Fahrt von La Paz ins suedliche Andenhochland Boliviens verlief anders als erwartet. Wir hatten mit arktischen Temperaturen auf der naechtlichen Busreise gerechnet. Die gab es auch, nur wurden wir auf perfide Weise davor bewahrt: Unsere Sitze im Bus lagen direkt ueber dem laut droehnenden Motor, der bestaendig Waerme zu uns nach oben leitete. Zu viel Waerme. Das Metall unserer Sitze wurde stellenweise so heiss, dass wir Angst hatten, uns zu verbrennen. So verbrachten wir die Fahrt schwitzend und schlaflos.

Morgens um 6:00 kamen wir dann im menschenleeren Uyuni (5.000 Einwohner) an. Vor fuenfzehn Jahren noch war Uyuni ein verschlafener Grenzposten, in dem einzig die Eisenbahnlinie nach Chile und eine Militaerbasis Leben in dem unwirtlichen Klimat der Hochebene motivierte. Dann erkannten die Einheimischen das touristische Potential der nur wenige hundert Meter entfernten Salar de Uyuni, der groessten Salzwueste der Welt. Seitdem wimmelt es vor Touristen in Uyuni, die mittels der Jeeps der Einheimischen fuer einige Tage in die Einoede fahren, um den surrealen Charme der Salar kennenzulernen.

Auf der Salar de Uyuni

Die Kreationisten hatten Recht: Dinosaurier in der Salzwueste!!!

Zum Glueck hatte ich die K. dabei...

Mit einer Nord-Sued-Ausdehnung von 150km und einer etwa halb so grossen Ost-West-Streckung war die Salzwueste einst ein See, dessen Wasser im Laufe der Aeonen verdunstete. Jetzt schlagen hier Bolivianer Tag fuer Tag Wuerfel aus echtem Jodsalz aus der einige Meter dicken Oberflaeche. Eine deutlich lukrativere Einnahmequelle schlummert derweil noch unberuehrt unter dem Weiss: seit einigen Jahren ist bekannt, dass die Salar das mit Abstand weltgroesste Lithiumvorkommen (u.a. der Stoff fuer Handy- und Laptop-Akkus) beherbergt.

Unseren ersten Tag in Uyuni verbrachten wir mit der Auswahl eines Touranbieters, der uns mehrere Tage hinaus in die Wueste und bis zur Suedgrenze Boliviens bringen sollte. Die Auswahl gestaltete sich schwierig, da es in Uyuni fast so viele Touranbieter wie Salz in der Salar zu geben scheint (sorry, der musste sein). Gluecklicherweise trafen wir auf der Suche ein nettes deutsches Paerchen wieder, das wir schon in Cusco kennengelernt hatten. Letztendlich schlossen wir uns mit den beiden und noch einem anderen deutschen Paar zusammen und buchten gemeinsam eine Tour - unsere Jeep-Crew war also komplett.

Sonnenuntergang auf der Isla Incahuasi

Am naechsten Tag ging es los in die Salzwueste. Mit unserem Fahrer Augustino von Quechua Tours schossen wir ueber das endlose Weiss und ich kam mir im Laufe der naechsten Tage ziemlich bloed vor, vor kurzem noch berichtet zu haben, Huancayo wuerde an den Mars erinnern. Egal ob waehrend der Besteigung eines Vulkans, an dessen Hang Erde in fast jeder erdenklichen Farbe das Weiss der Wueste konstrastierte, oder beim Besuch von rot, gruen oder blaeulich schimmernden Lagunen suedlich der Salar de Uyuni, auf deren Oberflaeche rosa Flamingos auf Eisschollen driften: Diese Hochebene im Sueden Boliviens ist mit grossem Abstand der am ausserirdischsten anmutende Landstrich, den ich bisher auf dieser Erde sehen durfte.
Am 28. August erreichten wir dann den suedlichsten Punkt unserer Reise: unmittelbar an der chilenischen Grenze, nahe dem 22. suedlichen Breitengrad, setzten wir die vier anderen Deutschen ab. Mir war klar, dass es von dort aus nur noch nach Norden gehen wuerde. Definitiv surreal erschien mir der Gedanke, zwoelf Tage spaeter schon wieder in Deutschland zu sein.

Der 5.200 Meter hohe Vulkan Tunupa

Sagenhafter Ausblick aus 4.900 m Hoehe

Leider holte mich gegen Ende des zweiten Tages der Tour das ein, was ich schon erfolgreich ueberwunden geglaubt hatte: Magenprobleme der uebelsten Sorte, die die letzten zwei Tage des Ausflugs fuer mich zur ziemlichen Leidensprobe werden liessen. Zurueck in Uyuni kaempfte ich dann noch drei weitere Tage mit der Krankheit. Zwischendurch war der Winter nach Suedbolivien gekommen. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und schliesslich sogar Schnee stellten in unserem unbeheizten Hostal-Zimmer (der einzige Ort mit Heizung in Uyuni ist ein teures Edelhotel) eine echte Bewaehrungsprobe dar.

Flamingos auf Eisschollen

Rote Farbe dank hohem Kupfergehalt: Die Laguna Colorada

Jetzt, zwei Tage spaeter, sind wir aber in der Minen-Stadt Potosi angekommen. Und ich kann mit Gewissheit sagen, mich wieder als Mensch zu fuehlen - die zwei-drei warmen Mahlzeiten, die ich jeden Tag zu mir nehme, tragen mindestens so sehr dazu bei, wie die Heizung in unserem Hostal-Zimmer.

Schnee in Uyuni

1 Kommentar:

  1. haha, sehr gute fotos mit den dinos! raste total aus..... weiterhin gute besserung und noch ne super restzeit:) grüße an k+r von j+m

    AntwortenLöschen